„Kamera?“ - „Kamera läuft!“ - „Dann… Bitte!“
Es ist ein nicht alltägliches Bild. Da sitzt ein bildhübsches, junges Mädchen mit langen, dunklen Haaren in der Cosy Corner des Vienna House Easy Berlin und wird von einem Kobold im roten Cape und Tarnkappe interviewt. Bühne frei für Sofina Bolotina, 15 Jahre alt, Hamburgerin mit russischen Wurzeln und Joh, der freche Haus-Troll. Was der eine an Chuzpe aufbietet, macht die andere durch Charme und Professionalität wett – denn Sofia ist eine erfolgreiche Nachwuchs-Schauspielerin, die bereits eine Hauptrolle an der Seite von Wotan-Wilke Möhring gedreht hat. 12.000 Fans folgen ihr auf Instagram.
Mit dem Team der Hamburg Media School ist sie nach Berlin gekommen, um einen Kurzfilm zu drehen, der in den Wirren des Syrienkrieges spielt. Das Vienna House ist während der fünf Drehtage ihre Homebase.
Schwer vorstellbar, dass das Mädchen in Jeans und weißem Top nur einen Tag zuvor am Set noch Asifa gewesen ist: ein syrischer Teenager, der sich seinen Weg durch die Zerstörung sucht – verdreckt, verängstigt und verstört, aber todesmutig und ganz allein auf sich gestellt. Ihr Ziel ist eine sichere Zukunft, Frieden. Im Schutze der Dunkelheit legt sie nachts ihre Strecke zurück. Am Tag findet sie Unterschlupf in leeren, zerschossenen Wohnblocks. Dort begegnet sie schließlich der kleinen Sema (gespielt von Chahrazad Aryadi), die allein in einer verlassenen Wohnung auf der anderen Straßenseite lebt, in einer nichtexistenten Traumwelt voller grüner Pflanzen und einem Phantasie-Kaninchen.
Die Kamera läuft und „Action!“! Asifa tastet sich an der Wand entlang, ihre langen Haare unter einem staubigen Tuch versteckt. Von einem plötzlichen, lauten Knall aufgeschreckt, geht sie in einem Hauseingang in Deckung. In der Hocke sitzend scannt sie die Fassade auf der anderen Straßenseite. Ist dort ein Scharfschütze? Ein Feind? Aber es ist nichts zu sehen! Mit einer Hand drückt sie vorsichtig die Eingangstür auf und versteckt sich im zerschossenen Gebäude… Klappe!
Mit dieser Szene beginnt „Fensterfront“ – ein Gemeinschaftswerk von Lynn Bauer (Regie), Philip Matousek (Kamera), Lena Fakler (Drehbuch) und Philipp Haeberlin (Produktion). Gemeinsam mit ihrem rund 30-köpfigen Team haben die vier Filmstudenten in einem abgewrackten Häuserkomplex tief im Osten Berlins die „ideale Drehbedingungen gefunden“ wie Philipp Haeberlin sagt. Gerade erst hat deren Akademie – die Hamburg Media School – den goldenen „Studenten Oscar“ der Acamdy of Motion Picture Arts in Los Angeles gewonnen mit dem Kurzfilm „Watu Wote“ der Jung-Regisseurin Katja Benrath. Entsprechend ambitioniert verläuft der Berlin-Dreh.
„Fensterfront“ endet übrigens auch erzählerisch in Deutschland, „wo unsere Verantwortung für diese Kinder beginnt: die unbegleiteten, minderjährigen Geflüchteten, die mit ihren Geschichten zu uns kommen“, wie Drehbuchautorin Lena Fakler erläutert. „Wir wollen eine aktuelle Geschichte auf einer Ebene erzählen, die Hoffnung macht.“ Als einer der Sponsoren des Filmes drückt das Vienna House Easy Berlin dem Team von „Fensterfront“ fest die Daumen – und wer weiß: vielleicht sehen wir Sofia und die Hamburg Media School im nächsten Jahr bei den Studenten Oscars wieder. Es wäre ihnen zu gönnen.
ENDE
STAY | Vienna House Easy Berlin