Ein unvergesslicher Blick über ganz Berlin, Kreativität und klassisches Handwerk, eine unbeschwerte Professionalität– so schaut sie aus, die unprätentiöse Liaison des Sternerestaurants SKYKITCHEN mit seinem Chefkoch Alexander Koppe. Mit Tischnachbarn wie dem Fernsehturm, Berliner Rathaus und dem Frankfurter Tor in 3 km Luftlinie, ist die SKYKITCHEN ein einzigartiger Ort, schlichtweg DER Michelin Hotspot des Berliner Ostens.
Alex, du weißt selbst, dass die Gastronomie in Berlin boomt und die Hauptstadt im Moment 26 Michelin Sterne zählt. Mit welcher Einstellung trägst du deinen Michelin Stern – mit Lässigkeit, mit Ehrfurcht oder mit Anspannung?
Eigentlich bin ich ja nur Koch und am wichtigsten ist mir die Freude des Gastes, wenn er unsere Grüße aus der Küche mit wachen, neugierigen Augen empfängt. Es muss einfach schmecken. Wenn man als Chefkoch dann noch von den 12 Testern des Guide Michelins mit einem Stern gekürt wird, weiß man, dass man nicht wirklich etwas falsch gemacht haben kann. Ja, ich trage den Stern mit vollem Respekt, denn man möchte als Koch nie nachlassen. Den Stern im Jahr 2015 und 2016 erneut verteidigen zu können, war mir sehr wichtig – auch in Verantwortung für die SKYKITCHEN und mein ganzes Team.
Den Stern hast du bereits im November 2014 erhalten – noch vor Eröffnung der SKYKITCHEN aber dafür im Restaurant a.choice. Zufall oder Fügung?
Ganz ehrlich: Reiner Zufall. Der Umzug der SKYKITCHEN von der 1. auf die 12. Etage des Hotels war bereits beschlossen. Design und Philosophie des Restaurants und sogar der neue Namen standen bereits fest. Ich war es dann, der eines der internen Meetings mit einem einfachen Satz sprengte, der ungefähr so lautete: Ups, wir haben einen Stern. Die Überraschung und die Freude waren groß. Sternegastronomie und das so unkomplizierte Konzept der SKYKITCHEN auf einen Nenner zu bringen waren eine Herausforderung, die wir aber gern täglich stellen. –Wir sind einfach stolz, hier am Standort Lichtenberg ganz Berlin regelrecht aufgeschreckt zu haben. Eine neue Bühne in 65 Meter Höhe ist nur noch das I-Tüpfelchen. Einfach cool!
Woher nimmst du dir deine Inspirationen für das Kochen? Was genau ist dir wichtig?
Das Kochen selbst habe ich mir bei meiner Oma auf dem Land abgeschaut, bei der ich meine Sommerferien oft verbracht habe. Hier habe ich ganz früh den Bezug zur Herkunft des Essens gelernt. Deshalb achte ich auch heute in der SKYKITCHEN darauf regionale Produkte aus Berlin/ Brandenburg zu kombinieren und neu zu interpretieren. Kurze Lieferwege, frische Produkte und den Dingen den Geschmack lassen, der ihnen eigen ist – all das sind gute Zutaten für ein bodenständiges und schmackhaftes Gericht.
Was genau bedeutet dir die SKYKITCHEN?
Hinter der SKYKITCHEN steht vor allem ein Team, auf das ich mich zu 100% verlassen kann. Die gute Seele des Restaurants ist Barbara Merll. Sie ist nicht nur Restaurantleiterin, nein auch Berlins Beste Gastgeberin 2015. Ebenso schätze ich sehr meinen Souschef und guten Freund Richard Schneider. Mit beiden schaue ich bereits auf eine gemeinsame Zeit im Hotel Adlon Kempinski in Berlin zurück. Ich bin einfach stolz mit ihnen in einer Küche und in einem so tollen Restaurant mit Blick über ganz Berlin arbeiten zu dürfen. Ohne sie wäre ich nicht ich. Ich bin gebürtiger Berliner und mein Arbeitsplatz ist auch ein kleines Stück Heimat für mich.
Heimat: Das ist das Stichwort. Du bist ein waschechter Berliner, doch in welchen Restaurants konntest du dich als Koch schon beweisen?
Vor meinem Wechsel ins andel’s by Vienna House Berlin in 2012 war ich als Souschef im Hotel Adlon tätig. Zum meinen weiteren Stationen zählen unter anderem das Hilton Berlin sowie das Savoy Hotel Berlin. Sterne-Erfahrung habe ich im Grand Spa Resort A-Rosa Travemünde, im Romantikhotel Altes Gymnasium auf Husum sowie im Hotel Madison in Berlin gesammelt. Man sieht, die Küste und das Berliner Land haben mich nie gehen lassen. Ich bin da aber auch ganz ehrlich: Warum woanders kochen, wenn ich es auch hier kann.
Die Presse redet vom Mad Men Feeling in der SKYKITCHEN. Bis du ein Mad Men?
Alexander Koppe lacht Nein, ganz sicher nicht. Ich bin nicht die Rampensau oder der geheimnisvolle Typ. Ich bin eher bodenständig und ein Familienmensch. Sicher meinen die Journalisten die Möbel und die Ausstattung des Restaurants. Mich triffst du privat eher am Berliner Vogelsdorfer See beim Angeln mit meiner Tochter und meinem Hund Bolle. Dort finde ich Ruhe und Ausgleich. Jede Minute, die ich nicht in der Küche bin, gehört meiner Familie, die für mich an erster Stelle steht.
So verbringst du also deine Freizeit? Man munkelt, dass dir das Angeln und Kochen im Blut liegt. Hast du das geerbt?
Hmmh… Geerbt? Kann man das erben? Ich bin einfach so groß geworden. Wie gesagt: Auf dem Hof meiner Oma an der Ostsee bei Boltenhagen stand ich schon als kleiner Bengel am Herd und wuchs mit vielen Tieren auf, die dann auch mal im Topf landeten. Meine Mama ist eine Mecklenburger Seele und hat mit mir auch schon am Ufer gesessen und geangelt. Außerdem kocht sie mir noch heute, genau wie früher, ab und zu mein Lieblingsessen: Königsberger Klopse.
Richtig Alex, deine Mama ist dir auch im Berufsleben nicht so fern, richtig? Sie ist Gastgeberin beim Mittagstisch der SKYKITCHEN. Wie kommt das?
Na ja. 24 Stunden, 7 Tage Koppe eben. Während ich von dienstags bis samstags am Abend koche, hält meine Mama Edeltraud auch am Sonntag die Familienehre hoch. Dann kann ich Zuhause mit meiner Familie beruhigt entspannen. Anders als ich, bietet sie zur Mittagszeit regionale Hausmannskost mit Opas Fischplatte sowie Fleisch und Wurst vom Bauer Rahlf aus dem Umland. Ein reizvoller Gegensatz, aber auch hier sind wir einfach dem Familiengedanken treu geblieben. Ich genieße hierfür die Unterstützung des General Managers Ralph Alsdorf, der dieses Konzept mit Herzblut mit uns trägt. Sicherlich keine Selbstverständlichkeit.
So – und nun nochmal Butter bei die Fische: Ganz ehrlich, was bist du für ein Chef? Wie erlebt dich dein Team?
Laut, exzentrisch und ungeduldig. Ach was! Natürlich nicht. Ich habe noch nie in der Küche geschrien und ich denke auch, dass alle Kraft in der Ruhe liegt. Leistung und Präzision setze ich bei meinen Leuten voraus, aber richtig auf Hochtouren kommen wir, wenn wir mal so richtig „inna Küche een uff echta Berlina“ machen und herzlich lachen.
Dit find ick Knorke. Herzlichen Dank für das Gespräch Alex!